Urlaub und Quince años
In
den vergangenen Wochen habe ich wieder einiges erlebt: Zunächst
fuhren wir ein paar Tage in den Urlaub und danach stand der große
Geburtstag einer Freundin an, bei welchem auch ich eine wichtige Rolle
einnehmen durfte.
Auf nach Veracruz
Am
30. Dezember ging es für uns mit gepackten Sachen auf in den
Bundesstaat Veracruz, wo wir unseren ersten Urlaub verbringen
wollten. Nach über acht-stündiger Busfahrt durch Tlaxcala, Puebla
und schließlich Veracruz, kamen wir am Abend in der gleichnamigen
Stadt am Rande des Atlantik an. Sofort merkte man den klimatischen
Unterschied, da das Wetter dort deutlich wärmer und schwüler als in
Hidalgo ist. Wir bezogen unser Hostel für diese Nacht und erkundeten
ein wenig die Küste, sowie die Innenstadt. Die Vorstellung, dass
genau an diesem Ort vor über 500 Jahren die ersten Spanier landeten,
fand ich sehr interessant.
Der
Tag danach lockte uns an den Strand, bevor es am frühen Nachmittag
schon weiter an unser nächstes Ziel ging: Playa Villa Rica. Erneut
im Bus erreichten wir nach ungefähr zwei-stündiger Fahrt den
kleinen Ort. Während der Fahrt konnten wir bereits die tropische
Umgebung bewundern und freuten uns immer mehr auf unser Ziel.
Angekommen in unserer Unterkunft für die nächsten drei Tage,
überkam uns ein kleiner Schock, da das Haus zwar grundsätzlich in
Ordnung war, dennoch lies sowohl die Ausstattung, als auch die
Sauberkeit zu wünschen übrig.
Davon
ließen wir uns aber nicht abbringen und suchten schnell den Strand
auf, welcher lediglich fünf Minuten entfernt lag.
Silvester am Meer
Nach
einem leckeren Abendessen in einem örtlichen Lokal, gingen wir zum
Strand, um dort die restlichen Stunden von 2017 zu verbringen. Am
Lagerfeuer mit ein paar Snacks und Getränken verbrachten wir eine
schöne Zeit und tauschten neue Erfahrungen der letzten Wochen aus.
Um 0:00 Uhr stießen wir gemeinsam an und genossen den Moment. Kurz
darauf gingen wir zu einem benachbarten Lagerfeuer und feierten mit
ihnen das angebrochene, neue Jahr 2018. Es war eine tolle Erfahrung,
ein ganz anderes Silvester, das ich so schnell nicht vergessen werde!
Den
01.01. verbrachten wir damit, die nähere Umgebung ein wenig zu
erkunden und bestiegen einen Berg, auf welchem man einen weiten Blick
auf das Meer hatte. Zudem nutzten wir das tolle Wetter für einen
weiteren Tag am Strand. Wir ließen den Tag ruhig ausklingen, denn am
nächsten Morgen ging es für uns weiter in unsere zweite Unterkunft
nach Cardel.
Diese
war tatsächlich noch um einiges spartanischer ausgestattet als die
erste, da sie nicht einmal eine Küchenzeile beinhaltete. So lockte
es uns in die Innenstadt, in der wir gemeinsam aßen und den
restlichen Abend mit Kartenspielen verbrachten. Besonders gespannt
war ich auf den nächsten Morgen, da für uns eine interessante
Aktion auf dem Plan stand.
Über die Dünen
Früh
machten wir uns auf dem Weg zum Strand „Chachalacas“, um dort mit Quats über die Dünen zu fahren. Das Wetter an diesem Tag war zwar
etwas windig und kalt, dennoch starteten wir gespannt die Motoren
nach einer kurzen Einweisung. Anfangs hatten Anna und ich ein wenig
Pech, da unser Quat nicht ganz funktionierte, besonders nachdem wir
von einer großen Welle erwischt wurden und klatschnass waren. Später
hatten wir den Dreh raus und vergnügten uns an diesem tollen
Erlebnis.
Gesättigt
und leicht gefroren ging es am späten Nachmittag zurück nach
Cardel, wo wir den letzten Abend mit Spielen verbrachten. Die Taschen
wurden ein letztes Mal gepackt und wir traten morgens früh die lange
Heimreise an, welche uns erst wieder nach Veracruz und später im
Fernbus nach Pachuca brachte. Nach insgesamt 14 Stunden Fahrt kam ich
zusammen mit Anna in der Nacht in Orizabita an.
¡Fiesta!
Nur
zwei Tage nachdem wir aus Veracruz wiederkamen, stand für mich ein
weiteres großes Ereignis an: Ich durfte Chambelan für den 15.
Geburtstag einer Freundin sein.
Bereits
im Vorfeld wurde lange auf diesen Tag hingefiebert, da der 15.
Geburtstag der Mädchen in Mexiko (sowie in vielen anderen Ländern
Lateinamerikas) eine große Bedeutung hat, da sie ab diesem Alter als
Frau gelten. Deshalb war es eine große Ehre für mich, als Mishell
mich fragte, ob ich sie an diesem Tag als „Chambelan“ begleiten
möchte. Chambelanes sind Jungs, die die „Quinceañera“
während der Feier begleiten und symbolisch für die Freunde stehen.
Es wird getanzt..
So
fingen wir Mitte Oktober mit den Tanzproben an und trafen uns
zunächst zwei Mal, später sogar vier mal wöchentlich, um diverse
Schritte einzustudieren. Obwohl wir zwar theoretisch genug Zeit
hatten, sah es praktisch ein wenig anders aus. Dass Pünktlichkeit
hier klein geschrieben wird, habe ich des Öfteren schon miterlebt
und angemerkt. So kam es dazu, dass sowohl der Tanzlehrer, als auch
einige der anderen vier Jungs, ständig zu spät kamen. Eine Viertel-
bis halbe Stunde, manchmal sogar eine ganze Stunde mussten wir
deshalb warten, bis wir anfangen konnten. Teilweise blieben uns nur
noch um die 15 Minuten, was die Folge hatte, dass letztlich lediglich
3 der 7 geplanten Tänze in die Tat umgesetzt werden konnten.
Der große Tag
Am
06. Januar stand die große Feier an und wir trafen uns am Morgen, um
die Anzüge anzuziehen und zum Saal zu fahren. Dort wurden bereits
Tische, die Musikanlage und die Dekoration aufgebaut, während wir
die ersten Fotos mit einer professionellen Fotografin schossen.
Danach
fuhren wir zur Kirche, in der die Messe stattfinden sollte und
begrüßten die ersten Gäste. Auch meine Mitfreiwilligen Anna, Paula
und Michael hatten es an diesem Tag geschafft vorbeizukommen, was
mich sehr gefreut hat.
In
der Messe wurde Mishell zu ihrem 15. Lebensjahr gratuliert, sowohl
ihre Paten, als auch ihre Eltern haben einige Worte über sie gesagt
und ihr wurden Geschenke, wie zum Beispiel eine Kette und eine Bibel,
überreicht.
Nach
der Messe begleiteten wir Mishell in einen Park um weitere Fotos zu
schießen und machten uns danach auf den Weg zum Saal, wo wir bereits
von den Gästen erwartet und schließlich feierlich begrüßt wurden.
Nach einem einstudierten Einlauf setzten wir uns und das Essen wurde
aufgetischt. In der Zwischenzeit hatte ich bereits die Möglichkeit
mit Freunden und Bekannten zu reden, bis wir mit den Tänzen
anfingen.
Alles auf Anfang!
Als
erstes führten wir den „Entrada“ (Eingangstanz) vor, welcher
unglücklicherweise direkt am Anfang wieder abgebrochen werden
musste, da sich in einer Drehung die Knöpfe meines Sackos in
Mishells Frisur verhangen hatten. Nach einem kleinen Lacher und
schnellen Händen wurde das Problem aber schon wieder beseitigt und
wir konnten noch einmal von vorne anfangen.
Beim
zweiten Versuch klappte alles nahezu fehlerfrei und das Programm ging
direkt weiter. Erneut wurden Mishell einige symbolische Geschenke
überreicht und ihr wurden ihre Turnschuhe gegen Highheels getauscht.
Danach wurde mit allen angestoßen und wir gingen zum Familienwalzer
über, bei welchem Mishell mit ihrem Vater, ihren Onkel, Paten und
Großvätern tanzte. Auch wir wurden von den weiblichen
Familienangehörigen Mishells eingeladen zu tanzen. Den Schluss
bildete unsere Darbietung des Walzers, welcher mit kräftigem Applaus
honoriert wurde.
Nach
den Tänzen wurde Mishell mit einer Videobotschaft ihrer Mutter
überrascht, die leider nicht anwesend sein konnte, da sie in den USA
wohnt. Seit vielen Jahren konnten sich Mutter und Tochter nicht
sehen, da keine der beiden die nötigen Papiere hat, demnach freute
sich Mishell sehr über diese Nachricht, welche sie ebenso zutiefst
rührte.
Die Party steigt
Später
wurde der Tisch mit den Süßigkeiten eröffnet, der Kuchen feierlich
angeschnitten und die Tanzfläche eröffnet. Die Party nahm ihren
Lauf und wurde sowohl durch eine Band, als auch durch einen Animateur
gut unterhalten, sodass wir viel Spaß beim Tanzen hatten. Gegen
2:00 Uhr in der Nacht machen wir uns auf den Heimweg, nach einem
tollen Abend mit vielen neuen Erfahrungen. Insgesamt war es ein sehr
aufregendes und neues Erlebnis für mich, was auf jeden Fall
unvergesslich bleiben wird.
Obwohl es ein schönes Ereignis im Leben der jungen Mädchen ist, erachte ich den Sinn solcher Feiern dennoch nach wie vor für fraglich, da die Kosten immens hoch sind, sodass sich viele Familien verschulden müssen und man auch in Mexiko mit 15 Jahren offiziell noch nicht erwachsen ist. Zudem erscheinen mir die Feiern meistens sehr unpersönlich, da so gut wie jeder vorbeikommen kann, der möchte, sodass auch Gäste erscheinen, die lediglich wegen des Essens kommen. Es kommt nicht selten vor, dass selbst die „Quinceañera“ den Großteil der Anwesenden nicht kennt.
Obwohl es ein schönes Ereignis im Leben der jungen Mädchen ist, erachte ich den Sinn solcher Feiern dennoch nach wie vor für fraglich, da die Kosten immens hoch sind, sodass sich viele Familien verschulden müssen und man auch in Mexiko mit 15 Jahren offiziell noch nicht erwachsen ist. Zudem erscheinen mir die Feiern meistens sehr unpersönlich, da so gut wie jeder vorbeikommen kann, der möchte, sodass auch Gäste erscheinen, die lediglich wegen des Essens kommen. Es kommt nicht selten vor, dass selbst die „Quinceañera“ den Großteil der Anwesenden nicht kennt.
Dennoch
ist es auf jeden Fall ein interessanter Teil der lateinamerikanischen
Kultur, welchen ich nun hautnah miterleben durfte.
Bis
dann
Niko
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