Vegan in Mexiko!?
Eine tierfreie Ernährung - (un)möglich?
Nachdem ich mich nun schon seit vier Wochen in Mexiko befinde und demnach bereits die ein oder andere landestypische Spezialität gekostet habe, werde ich ein wenig resümieren, inwiefern eine Ernährung ohne tierische Erzeugnisse hier möglich ist.
Vorab: Ich lebe seit mittlerweile vier Jahren vegetarisch. Anfangs verzichtete ich lediglich auf den Verzehr von Fleisch, dann auch auf Fisch - natürlich ist Fisch auch Fleisch, aber die Erkenntnis kam mir erst später - und schließlich auch auf gelantinehaltige Produkte und Gerichte, in denen tierische Ersatzstoffe enthalten sind. Seit Mitte 2016 interessierte ich mich mehr und mehr für die vegane Lebensweise, da ich selbst den Vegetarismus nicht mehr für ausreichend empfand. Zudem stellte sich heraus, nachdem ich bereits einige Wochen auf milchhaltige Produkte verzichtet hatte, dass sich mein Hautbild sehr verbesserte und ich mich allgemein besser fühlte. Zur gleichen Zeit fing ich an, mich mehr mit dem Thema der rein pflanzlichen Ernährung auseinanderzusetzen und probierte einige Gerichte aus - ganz ohne tierische Produkte.
Dennoch war es in meinem Umfeld nicht immer möglich komplett auf tierische Erzeugnisse, wie Milch oder Eier zu verzichten. Sofern ich selber Einfluss auf mein Essen hatte, war ich stets bemüht, etwas Veganes zu bekommen. Trotzdem "musste" ich einige Male in Kauf nehmen, tierische Produkte zu essen, was ich zwar nicht gerne mochte, es dennoch vorerst akzeptieren konnte.
Da mir bewusst war, dass in kurzer Zeit meine Reise nach Mexiko bevorstand und Deutschland in Bezug auf pflanzlicher Ernährung im internationalen Vergleich ein Vorreiter ist, informierte ich mich schon bevor ich mich auf den Weg nach Mexiko gemacht habe ein wenig über die Essgewohnheiten des Landes und bekam erste Eindrücke von Ehemaligen oder anderen, die das Land bereits bereist hatten. Meine Befürchtungen, dass der Fleischkonsum in Mexiko sehr viel höher als in Deutschland ist, wurde bestätigt und auf die Frage hin, ob eine (mehr oder weniger) rein pflanzliche Ernährung dort möglich sei, kamen eher abweisende Rückmeldungen.
Demnach machte ich mich, natürlich voller Vorfreude, aber auch mit etwas gemischten Gefühlen auf den weiten Weg, da ich mittlerweile ein sehr starkes Bewusstsein gegen eine tierhaltige Ernährung entwickelt hatte. Ich nahm mir vor, erstmal anzukommen und zu sehen was möglich sei. Ich hatte mir gedacht, wenigstens vegetarisch zu bleiben. Schließlich war neben der Überzeugung auch der gesundheitliche Aspekt ein großer Anteil meiner derzeitigen Lebensweise.
Angekommen in Mexiko wurden wir mit einem kleinen Snack begrüßt - Milchreis und Sandwiches. Ich stand also direkt am ersten Abend vor einem kleinen Gewissenskonflikt - Soll ich das Essen ablehnen und damit die Gastfreundschaft verletzen oder meine Prinzipien brechen? Ich entschied mich, den Milchreis zu essen und nach Sandwiches ohne Schinken zu fragen. Glücklicherweise konnte ich welche bekommen, musste jedoch einige ungläubige Blicke einstecken. Das war ich jedoch schon gewohnt.
In der weiteren Zeit, sei es, dass wir Zuhause aßen, irgendwo essen gingen oder eingeladen waren, war es teilweise mehr oder weniger schwierig fleischlose Gerichte zu bekommen. In der mexikanischen Kultur spielt Fleisch tatsächlich eine sehr große Rolle, ein Großteil der Bevölkerung genießt den Verzehr und kann sich demnach den Verzicht dessen gar nicht vorstellen. Für einige Familien ist es oft nicht einfach an Fleisch zu kommen, da die finanzielle Situation es kaum anders zulässt, demnach wäre es sehr beleidigend es abzulehnen - so ein Erlebnis hatte ich zum Glück bisher nicht.
Dass die vegetarische Lebensweise demnach hier noch relativ unverbreitet zu sein scheint, fällt mir immer wieder auf, wenn es darum geht, was mir anstelle des Fleisches angeboten werden kann: ("No como carne." - "Ah, bien. Pero comes pollo, no?") Ich werde stets nach anderen Fleischvarianten gefragt, wie "Pollo" was Hähnchen ist, denn dies ist für die meisten Mexikaner kein richtiges Fleisch. Oft wissen sie nicht recht, was sie mir bringen können, wenn ich sage, dass ich kein Fleisch esse.
In diesen Momenten ist es mir schon etwas unangenehm, mich ständig rechtfertigen zu müssen, vor allem wenn ich merke, dass die Person mir gegenüber nichts mit meinen Erklärungen anzufangen weiß. Dennoch habe ich es bislang jedes Mal irgendwie schaffen können, vegetarische Alternativen zu bekommen. Und sei es, dass ich das Stück Fleisch einem meiner Mitfreiwilligen überlassen habe.
Essen auf der Straße
In den Restaurants oder Ständen, an denen wir bisher gegessen haben, gab es stets fleischlose Gerichte, die serviert werden können. Einige Male war die Auswahl zwar begrenzt, oder ich habe nachgefragt wenn ich unsicher war, trotzdem scheint es zumindest in den öffentlichen Lokalen immer bekannter zu werden. Zudem wird oft in der Speisekarte markiert, ob ein Gericht vegetarisch oder sogar vegan ist. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, ein Gericht - wie Sandwiches oder Pizza - auch ohne Fleisch zu bestellen. Ab und an bot sich sogar die Möglichkeit an, den Käse wegzulassen.
In diesem Lokal zum Beispiel werden viele vegetarische Gerichte angeboten, wie diesen Burger mit einem Ananas-Patty, den ich ohne Käse bestellen konnte. Umgerechnet kostet die Portion mit Pommes lediglich um die 2,40€, was unglaublich günstig für deutsche Verhältnisse ist.
Zwei weitere vegane Gerichte aus Restaurants der Stadt Oaxaca: Sushi gefüllt mit Gurke, sowie ein Salat mit Avocado und Tomaten. Preislich gesehen lagen beide Gerichte ebenso bei um die 2€.
Meine bisherigen Erfahrungen in den lokalen Supermärkten waren zwar weniger erfolgreich, dennoch konnte ich auch dort stets etwas zu essen finden. Natürlich werden Obst und Gemüse oder Backwaren angeboten, aber vegane Ersatzprodukte stehen kaum zur Verfügung. Das Einzige, was ich bislang in den Regalen finden konnte, waren Soyadrinks. Auch diese sind im Vergleich zu den deutschen Alternativdrinks um die 1€ günstiger und schmecken zudem sehr gut.
Nichtsdestotrotz bietet die mexikanische Küche sehr viele tolle Gerichte - auch ohne tierische Erzeugnisse. In der Gastfamilie, in der wir schon seit drei Wochen leben, kocht die Mutter zwar "nur" vegetarisch für mich, des öfteren werden daraus aber sogar vegane Gerichte. Ich vermute zwar, dass dies aus Versehen passiert, dennoch freut es mich sehr. Hauptsächlich gibt es zum Mittagessen Reis mit Tacos, die man sich selber belegen kann, wie man möchte. Neben Fleisch und Käse stehen aber auch diverse Salsas und Gemüse sowie Salate bereit, wovon man auswählen kann.
Ich persönlich hoffe, dass ich mich in den folgenden Monaten weiterhin zumindest komplett vegetarisch ernähren kann. Mir ist bewusst, dass dies nicht immer einfach sein wird, vor allem wenn ich in meine Gemeinde komme, die eher ländlich veranlagt ist. Denn einerseits möchte ich niemanden verletzen, andererseits lehne ich nach wie vor eine tierhaltige Lebensweise aufgrund von ethischen, aber auch aus ökologischen und ökonomischen Gründen ab.
Ich werde weiterhin meine Augen offen halten und immer mal wieder ein Update über das Essen geben und inwieweit ich meinen Vorsatz einhalten konnte!
Bis dann
Niko
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